Der künstlerische Leiter Carlo Chatrian verkündete im Juli 2023 , dass die Perspektive Deutsches Kino als eigenständige Sektion mit sofortiger Wirkung aufgelöst wird. Deutsche Nachwuchsfilme würden künftig in den bestehenden Sektionen Wettbewerb, Encounters, Panorama, Generation oder Forum präsentiert, hieß es. Es gab kaum Proteste aus der Branche oder den Filmhochschulen, weil viele Argumente tatsächlich überzeugten: Wenn ein Film gut genug ist, wird er auch ein Zuhause in den übrigen Programmreihen finden, was viele auch vorher schon taten. Und wenn nicht, dann müsse es dafür keine extra Sektion geben, denn man wolle das Festivalprogramm ja nicht unnötig mit Zweitklassigem verwässern. Was für Langspielfilme und Dokumentarfilme gelten mag, trifft so aber leider nicht auf Mittellange Filme zu. Die werden fortan beim größten und bedeutendsten Festival Deutschlands nicht mehr gespielt werden. Und das ist angesichts der Tatsache, dass auch das zweitwichtigste deutsche Festival, das Filmfest München, nur in absoluten Ausnahmefällen (wie letztes Jahr „Performer“erstmalig geschehen) eine Ausnahme in der Reihe „Neues Deutsches Kino“ macht, schon eine Hiobsbotschaft für den deutschen Nachwuchsfilm. Das Filmfestival Max-Ophüls-Preis in Saarbrücken wird also zukünftig wohl die wichtigste Adresse für dieses Filmformat in Deutschland sein.
Insgesamt 61 mittellange Spielfilme zeigte die 2002 von Alfred Holighaus ins Leben gerufene Berlinale-Sektion „Perspektive Deutsches Kino“, darunter Debüts von Regisseuren wie Maximilian Erlenwein, der mit seinem darauffolgenden Langfilmdebüt „Schwerkraft“ 2010 den Max Ophüls Preis gewann. Auch Thomas Stuber fand in der Perspektive mit seinem Film „Teenage Angst“ 2008 eine exzellente Startrampe für seine Karriere, die mit der Teilnahme im Hauptwettbewerb der Berlinale und vier Nominierungen beim Deutschen Filmpreis 2018 mit “In den Gängen” gipfelte. Auch Franka Potente war mit ihrem Regiedebüt „Derdie Tollkirsche ausgräbt“ hier zu Gast und sorgte 2020 mit ihrem Langspielfilmdebüt „Home“ für Furore bei internationalen Filmfestivals. Weitere Filmemacher und Filmemacherinnen, die hier erste große Filmfestivalluft schnuppern konnten waren u.a. Linus de Paoli, Piotr. J. Lewandowski, Lars-Gunnar Lotz, Michael Fetter Nathansky, Stefan Schaller, Florian Schewe, Julian Pörksen oder Janna Ji Wonders.
Wir haben hier – In Memoriam – sämtliche mittellangen Spielfilme, die bei der Berlinale in der Sektion „Perspektive Deutsches Kino“ gezeigt wurden nochmals aufgelistet.
A QUIET PLACE (2016 – 24 Min.) von Ronny Dörfler
ARARAT (2012 – 27 Min.) von Engin Kundag
AUFRECHT STEHEN (2006 – 30 Min.) von Hannah Schweier
AUSZEIT (2005 – 30 Min.) von Jules Herrmann
SCHERMITTWOCH (2006 – 25 Min.) von Ileana Cosmovici
ASH Wednesday (2023 – 30 Min.) von Barbara Santos, Joao Pedro Prado
BLACKOUT (2004 – 30 Min.) von Maximilian Erlenwein
BLINDFLUG (2006 – 61 Min.) von Ben von Grafenstein
CHARLOTTE (2003 – 30 Min.) von Ulrike von Ribbeck
CHIRALIA (2013 – 26 Min.) von Santiago Gil
DER DIE TOLLKIRSCHE AUSGRÄBT (2006 – 40 Min.) von Franka Potente
DER TYP (2003 – 50 Min.) von Patrick Tauss
DIE UNSCHULDIGEN (2013 – 36 Min.) von Oskar Sulowski
DIE WIEDERGÄNGER (2013 – 61 Min.) von Andreas Bolm
DIGAME SAG MIR (2010 – 23 Min.) von Josephine Frydetzki
EIN IDEALER ORT (2015 – 40 Min.) von Anatol Schuster
EISBLUMEN (2011 – 30 Min.) von Susan Gordanshekan
EL SEQUESTO DE LA NOVIA (2023 – 30 Min.) von Sophia Mocorrea
FINAL STAGE (2017 – 27 Min.) von Nicolaas Schmidt
FLIEGEN (2008 – 25 Min.) von Piotr J. Lewandowski
FÜR MIRIAM (2008 – 58 Min.) von Lars-Gunnar Lotz
GABI (2017 – 30 Min.) von Michael Fetter Nathansky
GITTI (2008 – 35 Min.) von Anna Deutsch
HAPPY END (2004 – 30 Min.) von Sebastian Strasser
HOCHHAUS (2005 – 36 Min.) von Nikias Chryssos
HÖLLENRITT (2008 – 30 Min.) von Martin Busker
HOLLYWOOD DRAMA (2009 – 25 Min.) von Sergej Moya
I REMEMBER (2015 – 30 Min.) von Janna Ji Wonders
IN DEINER HAUT (2008 – 23 Min.) von Pola Schirin Beck
JEDEM DAS SEINE (2008 – 45 Min.) von Stefan Schaller
JESSI (2010 – 31 Min.) von Mariejosephine Schneider
JESUS EGON CHRISTUS (2021 – 51 Min.) von David Vajda, Sasa Vajda
KALIFORNIA (2013 – 27 Min.) von Laura Mahlberg
KEIN SICHERER ORT (2018 – 23 Min.) von Antje Beine
KIKI UND TIGER (2002 – 55 Min) von Alain Gsponer
KINESKI ZID (2017 – 36 Min.) von Aleksandra Odic
KONTENER (2017 – 30 Min.) von Sebastian Lang
KREIS MIT VIER ECKEN (2015 – 25 Min.) von Katarina Stankovoc
LANGER LANGER KUSS (2023 – 40 Min.) von Lukas Röder
LEA (2008 – 45 Min.) von Steffi Niederzoll
LEBENDKONTROLLE (2009 – 30 Min.) von Florian Schewe
LEISE KRIEGER (2003 – 28 Min.) von Alexander Dierbach
LOSTAGE (2007 – 34 Min.) von Bettina Eberhard
MEMORYEFFEKT (2006 – 23 Min.) von Claudia Lehmann
MIKEL (2017 – 31 Min.) von Cavo Kernich
NARBEN IM BETON (2009 – 30 Min.) von Juliane Engelmann
NUR FÜR EINEN AUGENBLICK (2009 – 25 Min.) von Abel Lindner
OFF SEASON (2019 – 43 Min.) von Henning Beckhoff
POLAR (2008 – 29 Min.) von Michael Koch
RA (2018 – 30 Min.) von Sopia Bösch
RONDO (2022 – 29 Min.) von Katharina Rivilis
SOMETIMES WE SIT AND THINK AND SOMETIMES WE JUST SIT (2012 – 32 Min.) von Julian Pörksen
STORKOW KALIFORNIA (2018 – 29 Min.) von Kolja Malik
TAGE IN DER STADT (2012 – 26 Min.) von Janis Mazuch
TARA (2017 – 30 Min.) von Felicitas Sonvilla
TEENAGE ANGST (2008 – 62 Min.) vom Thomas Stuber
THE BOY WHO WOULDN’T KILL (2009 – 25 Min.) von Linus de Paoli
TRANSPORT (2003 – 30 Min.) von Silvio Helbig
TRATTORIA (2012 – 43 Min.) von Soleen Yusef
WAGs (2009 – 39 Min.) von Joachim Dollhopf, Evi Goldbrunner
WEISST DU EIGENTLICH DASS GANZ VIELE BLUMEN BLÜHEN IM PARK (2010 – 28 Min.) von Lothar Herzog